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Das InnoNation-Festival 2025: Pioniergeist wagen, Hürden abbauen

Unter dem Motto „DeepTech – High impact“ veranstaltete der BDI am 25.11. das 3. InnoNation Festival. In acht DeepDives, fünf Diskussionsformaten und vier Keynotes von hochrangigen Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Industrie, Forschung und Gesellschaft wurde die Stärkung des Innovationsstandorts Deutschland diskutiert. Mehr als 450 Personen nahmen am Festival teil.

Die Lage ist ernst: Die Industrieproduktion in Deutschland sinkt, binnen eines Jahres wurden in der deutschen Industrie etwa 114.000 Stellen abgebaut. Innovationsinvestitionen werden zunehmend aufgrund steuerlicher Anreize, höherer Technologieoffenheit und innovationsfreundlicherer Regulierung in Drittstaaten getätigt. Für BDI-Präsident Peter Leibinger steht fest: „Unser Potenzial ist gigantisch. Wir müssen uns auch Großes zutrauen, nur so entfachen wir eine neue Innovationsdynamik. Wir sollten uns vornehmen, den ersten funktionsfähigen Prototypen für einen Fusionsreaktor bis 2040 zu realisieren, führend in der KI für die Industrie zu werden, indem wir die Foundational Models dafür selbst entwickeln oder in der Biotechnologie zur Führungsnation aufzusteigen.“

Bereits im September hatte der BDI in seiner Deep-Tech-Studie aufgezeigt, welche Schritte nötig sind, um den Industriestandort Deutschland wieder an die internationale Spitze zu bringen. Auch die Diskussionen beim Festival verdeutlichten die dringend notwendigen Maßnahmen: Transfer beschleunigen, klare strategische Ziele setzen und regulatorische Bremsen lösen.

Innovationsindikator 2025: Deutschland tritt weiter auf der Stelle

Wie bereits in den Vorjahren präsentierten BDI und Roland Berger beim InnoNation-Festival den gemeinsam entwickelten Innovationsindikator. Die Ergebnisse fallen erneut ernüchternd aus. BDI-Präsident Leibinger und Stefan Schaible, Global Managing Partner bei Roland Berger, fassen die zentralen Erkenntnisse zusammen: Deutschland verharrt bei der Innovationsfähigkeit weiterhin auf dem zwölften Rang von 35 Industrie- und Schwellenländern, während Wettbewerber wie die USA oder Großbritannien spürbar aufholen. Auch bei der Innovationsleistung der Unternehmen und im Bereich Nachhaltigkeit ist Deutschland zurückgefallen. Lediglich bei Schlüsseltechnologien kann Deutschland seine Stärken behaupten.

Erstmalig wurde der Faktor Effizienz in die Betrachtung des Indikators einbezogen. Bei der Fähigkeit, neues Wissen zu generieren, nimmt Deutschland eine Spitzenposition ein, allerdings entfaltet das generierte Wissen nicht die maximal mögliche Wertschöpfung – der Transfer aus der Forschung in marktreife Produkte gelingt nur unzureichend.  Teile des Innovationspotenzials bleiben damit ungenutzt. Denn Deutschland verfügt zwar über eine Vielzahl von Transfermechanismen, doch hohe bürokratische Hürden bremsen die Umsetzung erheblich aus. Peter Leibinger fasst zusammen: "Time to money im Transfer und bei der Förderung ist die entscheidende Größe. Wir sind einfach zu langsam. Heute dauert es vom Antrag bis zum Bescheid mehrere Jahre, hunderte Antragsseiten müssen ausgefüllt werden."

Hightech Agenda Deutschland: Der Booster für den Innovationsstandort

Auch die Politik betonte auf dem InnoNation-Festival die Bedeutung von Deep Tech für die Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts. In ihrer Keynote zur Hightech Agenda Deutschland unterstrich Bundesforschungsministerin Dorothee Bär, dass Deutschland seine technologischen Stärken deutlich konsequenter nutzen müsse. Die Hightech Agenda soll hierfür wesentliche Impulse setzen – von besseren Fördermechanismen bis hin zu einer beschleunigten Entwicklung und Anwendung neuer Schlüsseltechnologien.

Sie machte deutlich, dass technologische Souveränität und Resilienz maßgeblich davon abhängen, ob Innovationen „made in Germany“ auch in Zukunft Weltspitze sind. "Unser Ziel ist eine echte Hightech-Republik Deutschland.", so die Ministerin.

Europas Resilienz durch Innovationen stärken – Dual Use als Schlüssel

Einen Blick auf die europäische Ebene warf Andreas Schwarz, Kabinettschef der Kommissarin für Start-Ups, Forschung und Innovation der Europäischen Union, Ekaterina Zaharieva. Er fordert eine neue Gründerzeit. Für ihn sind Startups und Scale-ups systemrelevant für Europas Innovationskraft. Junge Unternehmen brauchen Priorität, auch von der etablierten Industrie.

Wie eng Innovation und Sicherheit zusammenhängen, wurde ebenfalls im Rahmen der Keynote von Lt Gen (ret.) Dr. Dennis Gyllensporre (NATO DIANA) sowie im anschließenden im Gespräch mit Peter Leibinger deutlich. Russlands Krieg gegen die Ukraine habe gezeigt, wie stark moderne Verteidigungsfähigkeit von technologischer Innovationskraft abhängt. Potenzielle Anwendungen im Verteidigungssektor müssen daher bei Innovationsfragen stehts mitgedacht werden, um das Potenzial von Dual-Use-Technologien auszuschöpfen. Gyllensporre hob zudem die Bedeutung transatlantischer Kooperation in Verteidigungsfragen hervor, insbesondere mit Blick auf gemeinsame technologische Standards und die Entwicklung von Cutting-Edge-Technologien.

Auf dem Weg zur InnoNation mit Optimismus und Technologiebegeisterung

Innovationen brauchen Freiraum. Innovationen entstehen durch Kreativität. Für kreative Impulse sorgten Jacob Beautemps und Oscar Kaufmann. Der Artist Oscar Kaufmann verzaubert mit einer LED-Cyr-Wheel-Performance durch athletische Perfektion und farbenfrohe Eleganz. Der Science-YouTuber Jacob Beautemps betont in seinem Impuls „Unsere Zukunft neu denken“ wie es gelingen kann, durch eine bessere Kommunikation zu technologischen Entwicklungen und mehr Optimismus Deutschlands Innovationsstärke auszubauen. Sie zeigten beide, dass Innovationen durch Kreativität und Pioniergeist unabdingbar für Fortschritt sind und die Menschen dahinter Anerkennung und Unterstützung verdienen.

Das war das InnoNation Festival 2025